Überlieferungen von Teufel, Hexen und Zauberglaube in der Schweiz

In Wallis findet sich folgender Aberglaube: Sobald eine Kuh rote Milch gibt, oder gar die Milch verliert, eine Ziege des nachts jämmerlich schreit, ein Schwein seine Borsten sträubt, so heisst es zum Beispiel im Löschental: “Die Chuo ischt in d´Windn chon; beschi Lit heind mer z´zech verderbt.” Da muss zuerst der Pfarrer mit dem Beschwörungsritual, der Stola und dem Weihkessel herbei, den bösen Geist zu beschwören, nachdem er vorher die rote Milch gesegnet hat, die man der Kuh wieder eingibt; die Sennin betet das Evangelium Johannes, zündet geweihte Wachskerzen an, bereitet eine Mixtur aus Kapuzinerpulver, gesegnetem Salz und Ignaziwasser, womit dann der böse Geist aus dem kranken Vieh getrieben wird. Der Stall muss mit gesegneten Palmen geräuchert werden.

In der Umgebung von Gundis und in Urdon betrachtet man eine Flechtart als Zaubermittel, um Schätze zu entdecken. Die Pflanze blüht nur in der Johannisnacht und schimmert wie ein Johanniswürmchen.

Wenn ein Windsturm sich erhebt, so glaubt das Volk, es habe sich einer erhängt und der Teufel beutle ihn aus Freude hin und her. Dieser Glaube geht durch das ganze Alpenland. Er findet sich auch in Österreich. hat sich einer erhängt, so sagt man: “Ich hab´s doch gedacht, der Wind ging auch gar so schrecklich.”

Reibt man mit dem Strick eines Gehängten den Rücken und die Brust ein, so ist man geschützt gegen Hexerei und Zauberei.

Hexen und Hexenmeister, die in Grindelwald wie in Lauterbrunnen Struzel heißen, haben schon manchen etwas angetan. Auf dem Kinderfeld an der Holzmattalpe soll noch jetzt ein Simmeler, das heißt ein Kreis erkennbar sein, welcher der Hexentanz genannt wird. Rings einen Schuh oder anderthalb breit sei kein Gras gewachsen, in der Mitte aber habe man eine Erhöhung gesehen, auf welche die Hexen ihr Licht gestellt.

In der nördlichen Schweiz findet man folgenden Aberglauben: Wenn man die Hand eines sterbenden Hexenmeisters oder einer Hexe berührt, so muss man nach deren Tod sogleich in ihre Fußstapfen treten.

Die Holzüberreste eines verfaulten Sarges dienen als Heilmittel in verschiedenen Krankheiten und schützen gegen die Hexerei. Wenn man ein wenig davon über der Stalltür anbringt, so ist man sicher, dass weder Hexen noch Hexenmeister den Stall betreten. Allein um zu verhüten, dass sie gar nicht in den Stall kommen, muss man dieses Schutzmittel bei allen in den Stall führenden Öffnungen anwenden, was freilich sehr schwierig ist, da auch die wohlbeleibte Hexe durch das Astloch eines Brettes oder durch das Schlüsselloch einer Tür hindurchkam.

Will man wissen, ob jemand behext ist, so soll man ihn an der Stirne lecken; schmeckt es salzig, so ist er behext. Man nehme Staub aus drei Winkeln einer Kirche, abgeschabtes von drei Tischdecken und dreimal dreierlei Holz und räuchere damit den Behexten.

Wenn bei einer Kuh die Milch stark abnimmt, diese blaue Flecken bekommt und die Butter sich davon nicht scheiden lassen will, so ist das Tier behext. Lasse die Tiere in ein Geschirr pissen, dass kein Tropfen verlorengeht, rühre dann den Harn mit einem alten Besen um und schütte ihn darauf in der höchsten drei Teufel Namen ins Feuer, so wird die Hexe in dem Maße gequält, dass sie schnell der Krankheit ein Ende macht.

Ist ein Stier behext, was man bald merkt, wenn er entweder wütet oder lahm ist oder nicht fressen will, so schreibe man von außen und innen an die Tür des Stalles ein sogenanntes Alpkreuz oder einen Drudenfuß, mache auf dem Herd Feuer an, werfe Blumen vom Kirchhof hinein und schlage die Kühe mit einem Stock, an dem sich Dornen befinden. So wird die Hexe gezeichnet und muß zugrunde gehen.

Wird ein Tier von dem heimlichen Feuer oder Hexenteufelschuß (Milzbrand) gequält, so soll um Mitternacht unter der Stalltüre ein Mann stehen, der die Kappe abziehen und mit derselben ein Kreuz durch die Luft machen und rufen muß: “Herr Teufel, nimm´s, beim Statan bring´s.”

Wenn die Pferde am Morgen schwitzen, wenn man in den Stall kommt, so ist es klar, dass sie bei Nacht von einem Teufel zu einem Höllenritt gebraucht worden sind. Dann muss man bloß einen schwarzen Ziegenbock in den Stall tun. Der Satan zieht einen solchen dem besten Pferd vor.

Wenn eine Sternschnuppe fällt, so ist eine Person in Todsünden gestorben.

Will man, wenn es hagelt und das Zerhauen der Hexen nicht mehr Helfen kann, seine Ländereien schützen, so nimmt man einen Spiegel, haucht dreimal darauf und sagt: “Uzod, Uriel, Mirei” - und hält den Spiegel gegen die unheilschwangere Wolke hin. Wenn diese dann sieht wie schwarz und abscheulich sie ist, so wird sie vor sich selbst erschrecken und ohne Schaden zu tun, davoneilen.

Manche Leute halten gewisse Katzen für Hexen.



Quelle: Alpensagen von Theodor Vernäleken