Transitverkehr in den Alpen
Die Alpen stellen für den transeuropäischen Verkehr ein natürliches Hindernis dar. Sie können nur auf bestimmten
Routen über Gebirgspässe oder Tunnel überquert werden. Besondere Bedeutung erlangten diejenigen Pässe, die über den Alpenhauptkamm direkt von Norden nach Süden
oder umgekehrt in gut erschlossene Täler führen und somit eine zweite Passüberquerung ersparen.
Pässe wie der Brenner im Osten oder der Große St. Bernhard im Westen
nahmen früh eine Sonderstellung ein. Der Große St. Bernhard etwa wird erstmals um 200 v. Chr. im Zusammenhang mit dem karthagischen Feldherrn Hannibal,
der den Pass mit seinem Heer und seinen Elefanten überquert haben soll, erwähnt. Von der römischen Antike bis ins Mittelalter war der Große St. Bernhard die wichtigste Verbindung nach Italien.
Das änderte sich im 13. Jahrhundert, als mit dem Bau der Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht der St. Gotthard begehbar gemacht wurde.
Eine Auswahl der wichtigsten alpenquerenden Verbindungen (von West nach Ost):
Marseille - Nizza - Tendapass - Cuneo - Turin
Lyon - Chambéry - Mont Cenis bzw. Fréjus - Turin
Dijon - Genf - Chamonix - Mont Blanc - Aosta - Turin
Dijon - Lausanne - Brig - Simplon - Domodossola - Mailand
Karlsruhe - Freiburg im Breisgau - Basel - Bern - Lötschberg - Brig - Simplon -
Domodossola - Mailand
Karlsruhe - Freiburg im Breisgau - Basel - Luzern - Sankt Gotthard - Bellinzona - Mailand
Stuttgart - Singen - Zürich - Sankt Gotthard - Bellinzona - Mailand
Ulm - Memmingen - Bregenz - Chur - San Bernardino - Bellinzona - Mailand
München - Garmisch-Partenkirchen - Innsbruck - Brenner - Bozen - Verona
München - Rosenheim - Kufstein - Innsbruck - Brenner - Bozen - Verona
München - Rosenheim - Bad Reichenhall - Salzburg - Hohe Tauern - Spittal - Villach - Udine - Portogruaro - Mestre oder - Spittal - Villach
- Udine - Triest
Wien - Wiener Neustadt - Semmering - Bruck an der Mur - Graz - Maribor - Ljubljana - Triest
Das Transitnetz durch die Alpen
entwickelte sich im Laufe der Zeit immer rasanter: von schmalen Wegen für bepackte Maultiere und Pferde über frühe Passstraßen des 19. Jahrhunderts zu den mehrspurigen Autobahnen und Eisenbahnlinien des 20. Jahrhunderts. Die Eisenbahn hat im 19. Jahrhundert mit Pionierleistungen wie der
Semmeringbahn als erster Passeisenbahn oder der Gotthardbahn mit ihren über 300 Brücken und 80 Tunnels zwischen Basel und Chiasso
das moderne Transitzeitalter eingeläutet. Die erst später ausgebauten Pässe erhielten keine Schienen mehr, denn das Auto hatte inzwischen die Bahn verdrängt.
Verkehrsprojekte in den Alpen
waren und sind wegen Naturgefahren und der Topografie stets mit hohen Kosten und Gefahren verbunden, was sich auch am aktuellen Bau der NEAT in der Schweiz zeigt. Die zunehmende Umweltbelastung durch den motorisierten
Transitverkehr hat in den letzten Jahren häufig zu Protesten der betroffenen Bevölkerung geführt (beispielsweise Straßenblockaden in Tirol, Savoyen, Piemont sowie Alpen-Initiative
in der Schweiz). Bätzing weist in diesem Zusammenhang aber auch auf die Bedeutung der Änderungen der Infrastrukturen durch und für die "Einheimischen" hin.
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